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Neues Denkmal für Marie Juchacz in Berlin

Marie Juchacz war zu einer Zeit politisch hoch engagiert, als Frauen die Betätigung in der Politik noch gänzlich verboten war. Doch ihr Wirken sollte die deutsche Geschichte verändern. „Jetzt bekommt Marie Juchacz endlich das Denkmal, das ihre Leistungen würdigt. Ihre Errungenschaften dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt der Präsident der AWO Wilhelm Schmidt. Mit über 200 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft wurde das Maria Juchacz Denkmal Mitte August feierlich enthüllt.

SPD Kanzlerkandidat Martin Schulz würdigte Marie Juchacz als: „eine große Kämpferin für Gleichberechtigung, Solidarität und Gerechtigkeit. Sie verdient es, dass wir ihr ein Denkmal für ihr Lebenswerk setzen. Ein Denkmal, das uns an ihren aufopferungsvollen Kampf erinnert. Daran, dass die Würde des Menschen immer im Mittelpunkt unseres Handelns stehen muss. Daran, dass Frauen und Männer gleichberechtigt vor dem Gesetz sind und wir dafür sorgen müssen, dass sie es auch in der Praxis sind.“

Der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler betrachtet den Handlungsauftrag von Marie Juchacz noch immer als aktuell: „Die AWO engagiert sich auch heute ganz im Sinne ihrer Gründerin für eine sozial gerechtere Gesellschaft, für eine Politik, die die Interessen und Bedürfnisse von Familien in den Fokus rückt, für die Gleichstellung der Geschlechter und für eine Gesellschaft, die solidarisch in Vielfalt zusammen lebt.“

Der Künstler des Denkmals Prof Gerd Winner erklärt, dass er nach langen Recherchen über Marie Juchacz und ihr Wirken, vor der Herausforderung stand, dieses Wirken begreifbar und sichtbar zu machen. Für Winner stellt Stahl das passende Material dar. Er beschreibt das Denkmal als Gedenkplatte, die aus zwei gestützten Dreiecken eine Mittelform trage. Alle Formen der Skulptur streben einem Zenit zu. In der Mitte ist die Gedenkplatte mit dem Namen und dem Portrait Marie Juchacz. Winner ist überzeugt: „Die Skulptur vereint die Begriffe des Sozialstaates und das Gedenken an Marie Juchacz.“ Wichtig war dem Künstler zudem, dass die Skulptur mit dem Boden verbunden ist und nicht auf einem Sockel steht. Diese Erdverbundenheit hätte Juchacz ausgemacht.

Der Platz für das Denkmal wurde wohlbedacht gewählt. So befand sich unweit des heutigen Mehringplatzes in Berlin-Kreuzberg bis 1933 die Zentrale und die Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Das Denkmal wurde zu einem großen Teil aus Spenden finanziert.

Marie Juchacz: Sie gründete die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und war von 1919 bis 1933 deren Vorsitzende. Sie gehörte zu den Frauen, die in Deutschland gegen erbitterten Widerstand das Frauenwahlrecht erstritten. Marie Juchacz war von 1917-1933 Mitglied des SPD-Parteivorstandes und Leiterin des Frauenbüros der Partei und von 1919 bis 1933 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und des Reichtages. In der Weimarer Nationalversammlung hielt sie am 19. Februar 1919 als erste Frau eine Rede in einem gewählten Parlament in Deutschland. Bis 1933 blieb sie als führende Sozial- und Frauenpolitikerin der SPD Mitglied des Reichstags.

Marie Juchacz gründete 1919 die Arbeiterwohlfahrt. Knapp 100 Jahre später hat die AWO bundesweit über 335.000 Mitgliedern, 66.000 ehrenamtlich engagierte Helfenden sowie 215.000 hauptamtliche Mitarbeitenden.

In Berlin ist das Marie Juchacz Denkmal auf dem Mehringplatz in 10969 Berlin-Kreuzberg